Wo also ansetzen?

Vielleicht ist Ihr Team in der Harmoniefalle.

Das Streben nach Harmonie gehört zur genetischen Grundausstattung. In harmonischen Phasen erfahren wir Zufriedenheit. Prozesse und Menschen um uns herum sind uns gewohnt. Sicherheit und Beständigkeit machen uns bequem und anpassungsbereit. Insbesonde in werteorientierten Unternehmen neigen Mitarbeiter zu Glaubenssätzen wie: Wir sind freundlich zueinander!“, „Konflikte vermeiden wir!“

In konkfliktreichen Phasen geht es um Schuld, Umgang mit Zweifeln. Anspannung, zeit- und energiefressende Auseinandersetzungen sind die Folge. Genau dies vermeiden viele Teams. Die Standardfrage in Konfliktmanagement-Seminaren ist daher: Wie kann ich Konflikte schon im Vorfeld vermeiden?“

Das ungeheure Potential von Konfliktphasen- die Energie, die bereitgestellt wird, der Tatendrang, Neugierde und Veränderungsbereitschaft- werden nicht wahrgenommen.

Und schon sitzt das Team in der Harmoniefalle. Dem konfliktvermeidenden Konsens wird unterbewusst ein höherer Stellenwert zugeordnet, als dem Erreichen des Ziels. Schleichend geht die Dynamik und die Effektivität verloren.

Der Preis der Harmonie ist die Verdrängung neuer Einsichten und die Vermeidung von Auseinandersetzung. Innovationsbereitschaft erhält sich auf die Dauer nur das Team, das nicht in die Harmoniefalle tappt.

Die leistungsstärksten und kreativsten Teams können mit Unsicherheit und Ambiguität leben.

Nun kann es nicht darum gehen Konflikte heraufzubeschwören und eskalieren zu lassen. Tatsächlich wird mir diese Frage immer wieder gestellt: Sollen wir denn jetzt Konflikte eskalieren lassen?“

Eine Atmosphäre zu schaffen, in der Kontroversen konstruktiv ausgetragen werden, muß das Ziel eines schlagkräftigen Teams sein. Es geht darum funktionale Konflikte zu bearbeiten und damit innovativ, zielorientiert und leistungsfähig zu sein. Dysfunktionale Konflikte, Auseinandersetzungen, bei denen es darum geht dem Konfliktpartner Schaden zuzufügen, sind von funktionalen Konflikten zu trennen.


Wege aus der Harmoniefalle:

 

Feedback-Kultur

Den meisten Teams fehlt es schon an den grundlegenden Fähigkeiten eine konstruktive Atmosphäre herzustellen. Eine Feedback-Kultur wird gewünscht, aber in den seltensten Fällen gelebt. In der Theorie sind alle dafür, offen mit Ambiguität umzugehen. In der Praxis findet dieser Austausch entweder nicht konstruktiv, zu selten oder zu unspezifisch statt. Mit mäßigem Erfolg tauscht man sich aus. Teams, die in der Harmoniefalle stecken, kommen nicht in den konstruktiven Dialog. Spätestens in einem Feedback-Seminar zeigt sich, die Theorie und die Praxis liegen meilenweit auseinander. Es fehlt an Übung.

Erfolgreiche Teams sind in der Lage, Feedback und kritischen Austausch zu ritualisieren, um sich darin zu üben. Erst wenn die Fähigkeit, konstruktiv in die Kontroverse zu gehen, erworben ist, kann das Ritual an Bedeutung verlieren.

Ohne ein Ritual, das regelmäßiges Feedback pflegt, bleiben die Teammitglieder bei Lippenbekenntnissen. Erst mit viel Erfahrung im Umgang mit Kontroversen wird sich das Teamklima verändern. Der Raum und die Zeit für diese Erfahrungen müssen geschaffen werden, damit harmonische Teams ihre Glaubenssätze verändern können. Die Führungskraft ist hier gefordert, Feedback einzufordern.

Frischer Wind im Team

Teams, die schon lange mit immer gleichen Rollenverteilungen zusammenarbeiten, müssen neue Impulse gegeben werden. Dies kann über veränderte Rollen und Aufgaben geschehen, über Weiterbildungen zu den Punkten Kreativität, Kommunikation, Konfliktfähigkeit, Selbstreflektion uvm. Lernimpulse auch über die eigenen Teamgrenzen hinweg halten das Team innovativ und aktiv. Bei der Teamzusammensetzung kann eine hohe Heterogenität bei gleichzeitig hoher Kommunikations- und Konfliktfähigkeit die Harmoniefalle umgehen.

Transformationale Führung

Innovative Teams profitieren von einer transformationalen Führung. Fördern Sie einen offen Austausch über Ideen, Vorschläge, Prozesse. Viele Teammitglieder handeln nach dem Motto: Wenn mein Vorgesetzter einen Vorschlag macht, dann meint er: „So soll es umgesetzt werden!“. Brechen Sie diesen Glaubenssatz auf.

Verhandlungsbereitschaft fördern

Harmonische Teams vermeiden Konflikte, weil sie damit Durchsetzung und win-lose Strategien verbinden. Kompromisse werden als gute Ergebnisse empfunden. Eine win-win Situation durch lösungsorientierte Verhandlungen und fairen Interessenausgleich kennen viele nicht oder halten es für utopisch. Auch diese kooperativen Strategien bedürfen der Übung. Es zeigt sich immer wieder, dass selbst Teams, die ein Bewußtsein für Lösungsorientierung haben, in Konfliktsituationen in alte Verhaltensmuster verfallen.

Man mag anführen, dass Konflikte auch mit Konfliktkosten verbunden sind. Tatsächlich ist dies der Fall. Im genannten Beispiel sind die entstehenden Konfliktkosten funktionale Kosten und damit eine Investition in den Veränderungsprozeß und die Leistungsfähigkeit ihres Teams.

Dem gegenüber steht die Rendite. Konstruktiv ausgetragene Konflikte sind der Motor für Weiterentwicklung, Kreativität und erfolgreiche Changeprozesse. Und nicht zuletzt ein Team, das gut gerüstet ist für weitere Aufgaben.